Die Bauernschaft Deuten gehörte seit alters her zum Kirchspiel Wulfen. Aus der "Copia Protocolli", einer Abschrift des Protokolls vom Jahre 1789, einer Versammlung der Bauernrichter auf Schloss Lembeck, ist ersichtlich, zu welchen Kirchenlasten Deuten der Pfarrkirche Wulfen gegenüber verpflichtet war. Danach hatte die Gemeinschaft Deuten 2/5 der gesamten Kirchenlasten zu übernehmen. Von diesen 2/5 hatte Sölten 1/3, Deuten 2/3 aufzubringen.
Da die Entfernungen von den Höfen und Siedlungen zur Pfarrkirche in Wulfen 2-5 km betrugen, war der sonntägliche Kirchenbesuch oft sehr beschwerlich.
Als dann um die Jahrhundertwende durch das Vorwärtsschreiten der Industrie der Bevölkerungsstand stieg, regte Pfarrer Conermann die Errichtung einer kleinen Kirche an.
Im Oktober 1910 wurde ein Kirchenbauverein gegründet. Die Bearbeitung eines Bauplanes wurde von Bautechniker Schnackenbeck und Bauunternehmer Franz Berger übernommen. Durch den 1. Weltkrieg wurden die weiteren Vorbereitungsarbeiten unterbrochen. Erst im Januar 1920 fand bei Grewer unter Pfarrer Conermann und Bürgermeister Kuckelmann die erste öffentliche Versammlung statt wegen Errichtung einer Notkirche durch einen Anbau an der Schule.
Am 9. Februar 1920 gab der Bischof von Münster die Genehmigung zum Kirchenbau. Der Grundstein wurde am 7. Juni 1920 gelegt. Schon am 15. Juli 1920 weihte Pfarrer Conermann das bescheidene Gotteshaus, eine Baracke, dem Herzen Jesu. Weil im Herz-Jesu-Monat der langersehnte Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus in Erfüllung ging und auch in Deuten die Herz-Jesu-Verehrung in den Familien seit Jahrhunderten im Vordergrund stand, wurde das Kirchlein dem Herzen Jesu geweiht.
Der Gottesdienst, anfangs nur an Sonntagen, mit zwei heiligen Messen und einer Andacht, wurde von den Franziskanerpatres aus Dorsten übernommen. Ab 1. April 1929 konnte das Franziskanerkloster keinen Pater mehr entsenden.
Damit ergab sich die vordringlichste Aufgabe, ein Grundstück und Geldmittel zu beschaffen zum Bau eines Hauses für den Rektor dieser kleinen Kirchegemeinde. In den 30er Jahren äußerte der Bischof Klemens August auf einer Firmungsreise folgende Worte: "Was, das soll eure Kirche sein? Das ist ja ein Stall, ein Holzstall, ein Koddenschöppken. Euer Vieh wohnt besser als der Herrgott! Eine neue Kirche müsst ihr bauen!"
Das wäre gewiss schon geschehen, wenn die finanziellen Mittel vorhanden gewesen wären außerdem war die mit viel Liebe ausgeschmückte Holzbaracke den Deutenern ans Herz gewachsen.
Doch das Wort des Bischofs hatte stark gezündet. Es wurde ein Kirchbauverein gegründet und Herr Prof. Böhm mit der Planung beauftragt. Der Grundstein konnte noch vor Beginn des zweiten Weltkrieges gelegt werden. Am 13. August 1942 weihte Bischof Klemens August die neue Kirche ein. Es war die einzige Kirche, die im Kriege in der Diözese eingeweiht wurde. Es war aber 'auch die letzte, die Bischof Klemens August geweiht hat.
Die Deutener sind stolz auf ihre Kirche und dürfen es sein. War es doch ein, großes Wagnis, sich von der alten Tradition neugotischer Kirchen freizumachen und den modernsten, mutigsten Kirchenbaumeister Dominikus Böhm zu wählen. Es wird sie nie zu gereuen brauchen. Die Kirche ist nämlich, so neuartig sie ist, wirklich eine "Kirche", ein hl. Raum Gottes. Außen schließt sie sich organisch in die Landschaft ein mit ihrem großen, bergenden Ziegeldach. Wie die Höfe liegt sie in einem kleinen Eichenwäldchen, im Mittelpunkt der verzweigten Gemeinde. Überall sichtbar. Wuchtig der Turm! Wie eine Gottesburg! Der steht fest und hält allen Angriffen stand. Durch einen schlichten Rundbogen tritt man in den niedrigen Vorraum, gebildet durch kräftige Säulen, auf denen der Turm steht. Hier steht in der Mitte der Taufbrunnen. Innen herrscht nicht das. Gesetz der Natur, des organisch Gewachsenen, sondern das des Geistes, ich möchte sagen des Heiligen Geistes. Alles hat klare, strenge Maße: der Raum, die Fenster in ihrer Anordnung und Größe. Kein Rund- oder Spitzbogen, sondern mathematisch gerade, saubere Linien. Deshalb die schlichte, flache Decke. Sie will nichts anderes als den Raum nach oben abschließen. Man merkt es den Balken an: Sie sind nicht Zierat etwa zur Belebung der Fläche, sondern sie tragen und halten die Dachkonstruktion. Da ist nirgends etwas Gekünsteltes, Gemachtes, sondern alles echt, notwendig, dabei dennoch edel und schön gestaltet. Vor allem aber ist der Chorraum mit dem Altar von edler Form und Schönheit! Der Altar, aus Muschelkalk - deutschem Marmor - ist eine sehr glückliche Verbindung aus Opfertisch - die hl. Messe ist ja Opfermahl - und Märtyrergrab. Der wuchtige "Grabstein" trägt den kostbaren hl. Schrein, den Tabernakel. Die Bronzeplatten sind von Jupp Sieben geformt, die Umwandung aus Mooreiche mit eingelegter Silberschrift von Prof. A. Schulze aus Essen.
Hinter dem Altar ist das vielumstrittene große Fenster, das Altar und Chorraum in ein mystisches Licht hüllt. Die Wirkung dieses Fensters ist wirklich eigenartig. Einmal taucht es Gegenstände und Handlungen in eine Lichtfülle und entrückt alles irgendwie ins Heilige: Gott ist das Licht. Ein andermal durchbricht das Fenster den geschlossenen Kirchenraum nach außen, zieht die Außenwelt und Natur mit hinein ins Heilige: "Laub und Gras, Menschen und Tiere, Luft und Erde, lobet den Herrn!" Man muss es einmal in aller Stille in sich aufnehmen, wenn am frühen Morgen das Fenster zuerst aufleuchtet, und wenn am Abend das letzte Licht der sinkenden Sonne, durch das Fenster wie verwandelt, alles verklärt, und man wird verstehen, weshalb Dominikus Böhm immer wieder dieses Fenster hinter den Altar bringt. Auf dem Lande wird man es am ehesten noch verstehen.
Köstlich ist das "Vogelfenster" an der linken Chorseite. Es zeugt von der Liebe des Meisters zu Gottes schöner Schöpfung im Kleinen. Nicht alltäglich sind die etwas großen Plastiken Unserer Lieben Frau und des hl. Josefs, von Jupp Sieben gefertigt. St. Josef steht dort als "Hörender", der auf Gottes Stimme und Willen stets hört, in Bereitschaft, sogleich danach zu handeln. Diese Gottverbundenheit, und -innigkeit, machen das Antlitz "schön".
Der Fresken-Kreuzweg stammt von Wilhelm Felix Schlüter. Hingewiesen sei auch auf die kleine, aber prägnante Orgel unserer heimatlichen Orgelbauwerkstatt Franz Brei! in Dorsten. Aber das, was die Kirche eben zur Kirche, zu einem sakralen Raum, macht, das ist da. Sehr stark sogar! Aus österlicher Frömmigkeit ist sie gebaut. Nicht aus der ängstlichen Ichbezogenheit des "Rette deine Seele", sondern aus dem großen, weiten „Laudate Dominum".
Zum Besuch des Gottesdienstes in Wulfen benutzten die Kirchgänger 5 Wege: den Lasthausener; Brosthausener und Deutener Kirchweg. die Napoleonstraße und Pastors Pättken, Von besonderer Bedeutung war Pastors Pättken, auf dem die Pastöre zur Religionsstunde zur Deutener Schule gingen. Auf diesem Wege kam man durch den Köhl, an den Erwiger Höfen vorbei und weiter durch Felder, Wiesen und Wälder, in der Nähe des heutigen Deutener Friedhofs, auf die Napoleonstraße. Auf diesem Kirchweg musste auch eine etwas baufällige Brücke über einen Bach benutzt werden. Als eines Tages Kirchgänger diese Brücke passierten, brach sie zusammen, und Janns fiel in den Bach. Seine Frau rief ihm noch zu: "Janns, holl din Moul too, du moß noch kommzern."